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09.11.2022

L.A. Witch (US)

The Velvet Swing (AT)
Spycats (AT)

Mi, 09.11.2022, 20:00 UHR,
VA: RH-Veranstaltung
PREISE Member Vorverkauf 13.00€Vorverkauf: 15.00€
Member Abendkassa: 15.00€Abendkassa: 18.00€
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L.A. Witch

L.A. Witch
Foto: Marco Hernandez

Das Debut Album von L.A. Witch, mit dem gut zu merkenden Namen L.A. Witch, ist ein bisschen wie verschwommene Erinnerungen an eine großartige Party irgendwo in den besten Bars der Stadt, die sich langsam zurück ins Gedächtnis schleichen am Katersonntag. Zwischen polternden Gitarren schnurrt und summt Gitarristin und Sängerin Sade Sanchez und erzählt mit meisterlicher Nüchternheit Geschichten von urbanen Errungenschaften, sagenumwobenen amerikanischen Orten, und privater Eskapaden. Bassistin Irita Pai und Schlagzeugerin Ellie English polieren die Patina des Vintage Sounds noch mal ordentlich auf, mit einem vollmundigen Paukenschlag und berauschendem Swing zwischen den staubigen Balladen, verhängnisvollen Einladungen, und heißblütigen Rocksongs. Das Album war mühelos, als wären die Songs schon vor Jahren in das kollektive Gedächtnis und die Geschichte des amerikanischen Westens geschrieben worden, von einer längst vergangenen Generation und nur von diesen drei fabelhaften Frauen ins Leben zurück geholt worden. Die Band bestätigt auch immer gerne, dass L.A. Witch eher eine lockere Angelgenehit war, die Songs hatten sie über mehrere Jahre hinweg gesammelt und geschrieben. Diesem doch recht langwierigen Prozess musste jedoch ein Ende gesetzt werden, die Band wurde immer bekannter und beliebter, ging regelmäßig auf Tour und brauchte daher eine neue Strategie für das Nachfolger-Album, dem überragenden, betörenden Play with Fire.

Während L.A. Witch vor Stimmung und Atmosphäre nur so strotzte und der gesamte Mix in Hall gehüllt war, der die Band klanglich in ein weit entferntes Reich versetzte, das über eine unbekannte Zeitspanne hinweg ausgestrahlt wurde, kommt Play With Fire mit dem kühnen, forschen, in-your-face Rock Song „Fire Starter“ mit der Tür ins Haus gefallen. Der erste Track des Albums ist ein Mission Statement. „Play With Fire soll ein Antrieb dazu sein, die Dinge in die Hand zu nehmen,“ sagt Sanchez. „Habt keine Angst vor Fehlern oder der Zukunft. Fordert euer Glück heraus. Tut genau das und sagt auch das, was ihr wirklich fühlt, auch wenn vielleicht niemand sonst eurer Meinung ist. Ich habe mich in der Vergangenheit auch von solchen Zweifeln aufhalten lassen. Ich will andere zu unabhängigem Denken anstiften, auch wenn die Gefahr groß ist, dass man sich dabei die Finger verbrennt.“ Und so wird „Fire Starter“ zu einem „Call for Action“ einer Hymne gegen Apathie. Der zweite Song bleibt thematisch beim Opener, „Motorcycle Boy“ ist ein angriffslustiges Liebeslied, inspiriert von klassischen Film-Outlaws wie Mickey Rourke, Marlon Brando und Steve McQueen. Beim dritten Track betreten L.A. Witch bisher Unbekanntes Terrain, „Dark Horse“ bewegt sich in einer Mischung aus Dustbowl-Folk, psychedelischer Breakdowns und Feuer-und-Sprengstoff Orgelklängen. Und von hieran wird die Band immer abenteuerlustiger.

Nebst Touren, Studio Terminen und einem straffen Release Plan, hatten L.A. Witch auf einmal nur noch zwei Monate Zeit, um den Großteil der Texte von Play with Fire zu schreiben. Im Januar und Februar haben sie sich dann komplett vergraben, prinzipiell in selbst auferlegte Quarantäne begeben, bevor im März alles in den von der Regierung angeordneten COVID Lockdown ging. „Also was den kreativen Prozess angeht, dieses Album ist das Resultat des Willens zu schreiben“, sagt Sanchez. „Wenn man sich einfach hinsetzt und die Sachen macht, passieren sie auch, viel häufiger, als wenn man auf Inspiration wartet.“ Die zeitliche Einschränkung und die fokussierten Schreib Sessions drängten die Band in ein neues Gebiet. „Ich habe definitiv gelernt, dass man sich den Gegebenheiten anpassen muss und so noch kreativer sein kann,“ sagt Pai. „Unter Druck zu arbeiten, eröffnet ein völlig neues und schon fast aufgegebenes Level an Kreativität.“ L.A. Witch Will sich jedoch nicht komplett neu erfinden, doch bewegen sie sich mit den starken Riffs und den schneidenden Fuzz-Lines von „I Wanna Lose“ mutig nach vorne. Selbst die Kernaussage dieses Liedes, quasi eine Lobeshymne auf das Scheitern und von einem anderen Punkt aus komplett neu und frisch anfangen, strahlt eine neue Ernsthaftigkeit der Band aus. „Gen-Z“ ist auch nicht minder bedeutungsschwanger, Sanchez macht sich in diesem Song zwischen einem Bombenhagel an Gitarrenleads, Gedanken über die steigenden Selbstmord Raten einer Generation, die mit Social Media aufgewachsen ist. „Sexorexia“ schlägt mit feurigem Garage-Rock um sich, so bisher noch nie von der Band gehört. „Maybe the Weather“  ist ein Country-Song in Moll, der durch harte Tremolo-Tasten, eine verrückte Slide-Gitarre und ausgefeilte Produktionstechniken kosmisch klingt, „True Believers“ ist ein dreckiger, lärmiger, Punk-Kracher. Das Album schließt mit „Starred“ eine verdrogte Entdeckungsreise in exploratives Gitarrengeheul welches auf Pais grimmigem Fuzz-Bass und Englishs treibendem Groove aufbaut. Play With Fire klingt so als würde man die Geschichte des amerikanischen Rock‘n‘Roll von hinten aufzäumen, von den robusten Anfängen im Mix aus Blues und Country, durch den Psych der Sixties, in die frühe Punk Szene der siebziger, um dann im zerstörten Art-Rock der achtziger in New York City zu landen.

Play With Fire ist eine waghalsige neue Reise, immer noch geleitet von L.A. Witchs Sirenengesang, dem mystischen, der Nostalgie und der Zeitgenössischen Coolness. Trotz der stilistischen Bandbreite des Albums gibt es eine einheitliche Klangfarbe, die sich durch die neun Tracks zieht, so als ob das Trio junger Musikerinnen als Kollektiv alter Seelen zusammenhängt, die die Klänge ihrer früheren Jugend wieder aufgreifen.

 

 


https://www.facebook.com/lawitches

The Velvet Swing

The Velvet Swing

Seit seiner Seinswerdung Mitte der 60er Jahre hat sich kaum ein Genre so krisenfest gezeigt wie der Psych Rock. Natürlich gibt es ein Auf- und Abschwellen, vom Summer Of Love über den Paisley Underground bis zur umfassenden Renaissance des Stoner Rock. Im Kern ist es aber immer geblieben was es ist. Das liegt in der Natur der Sache. Psych Rock lebt von seiner Simplizität und Coolness. Einfach mal weglassen. Er ist das T-Shirt mit Jeans. Der Gegenentwurf zum Hysterischen, zum Modetrend, zum verzweifelten Geltungsbedürfnis. Deswegen freut man sich über seine Wiederkehr, Dekade um Dekade. Brian Jonestown Massacre waren die Erlösung aus der Albernheit der Frühneunziger. Das hat die Neunziger nicht aufgehalten, aber einigen Menschen ein weiteres Zuhause abseits des Major Label Terrors gegeben, dass sie durch eine Zeit rettete die heute als notorisch fürchterlich gilt. Und dennoch kommt sie zurück. Und wir brauchen ein Exil von dieser Hysterie. 

Vorhang auf: The Velvet Swing.

Das Projekt wurde 2017 zuerst als Solo Projekt von Philip Paulus gegründet und entwickelte sich in Folge zum Trio. Von Anfang an war die große Liebe zum modernen und zugleich klassizistischen Psychedelic Rock augenscheinlich. Allah Las, Brian Jonestown und die Black Angels sind in die DNA von The Velvet Swing eingenäht. 

Ein umfänglich Zugeständnis zu BJM entstand im Februar 2021 mit einem Cover des 96er Songs Stars. Ein gute Wahl. Der Titel repräsentiert genau die zeitlose Coolness des Genres. Ein einfacher Duktus, eine Handvoll Akkorde, wenig Progression, spärliche Instrumentalisierung. Ein bewusstes Weglassen von all dem was man für den Zweck nicht wirklich braucht. Den wortwörtlichen Firlefanz. Davon gab es im Jahr 1996 genügend. Es war die Summers of Schwachsinn, untermauert vom Sommerhit, dem jährlichen Magnum Opus der Einfältigkeit. Macarena, Lemon Tree, Coco Jamboo. Dieser Kontext gibt dem Psychedelic Rock erst seine massive Gewichtung. Eskapismus von der Unterhaltunsmaschine. 

Diese steht auch in Österreich nicht still. Aus Salzburg liefern The Velvet Swing ein adäquates Gegengewicht. Seit ihrer Gründung hat die Band 2 erste EPs und 2020 schlussendlich ein Debüt Album in die Welt entlassen. Es ist alles wunderbar. Man möchte sich eine Zigarette anzünden und dasitzen, mit Sonnenbrille, in der Badewanne, verkatert vom Leben. Man möchte einen Jean-Luc Godard Film anschauen. Nein, man möchte in ihm Leben und dann ständig Sachen sagen, von denen andere annehmen sie würden Sinn ergeben, weil sie so gewichtig klingen. Das reicht doch eigentlich schon.

 


https://thevelvetswing.bandcamp.com/

Spycats

Spycats
Foto: Spycats

Spycats klingen wie ein auditiver Trip durch die US-Westküste, sprengen dabei nicht selten die sechs Minuten Tracklänge und wehren sich vehement gegen aktuell vorherrschende Pop-Produktionen für die Aufmerksamkeitsspannen zerstörende Social Media Scheinwelt.

Geschichten über Eskapisten, Zwischenmenschlichkeiten und dem bittersüßen Duft von Rock'n'Roll. Musik als Stimmungsleinwand für ein Narrativ. Hervorgebracht von drei DIY-Diktatoren die zusätzlich zur auditiven Kreation auch sämtliche Videos und Artworks im hauseigenen BOOT Studio umsetzen. Nach 5 Jahren Empire Abstinenz kehren diese 3 Typen endlich auf unsere Bühne zurück. BYOW.

“A Hunter S. Thompson and Lou Reed all-nighter in Old-Town Palm Springs.”


https://www.spycatsmusic.com/